Vorstand des Turngau Waldeck

Turngau in Personalnot

In Abteilungen, Leichtathletik, Turnen by Waldeckische Landeszeitung

Gauturntag in Berndorf und kaum einer geht hin: Vorstandswahl endet im Desaster

Von Reinhard Schmidt

Vorstand des Turngau Waldeck

Der Vorstand des Turngaus Waldeck ist nach dem Gauturntag kleiner geworden. Das Bild zeigt (v.l.) Caroline Bangel, Anna-Lena Steden, Edeltraud Günther, Marion Agel-Knippschild und der Vorsitzende Hartmut Schmidtke. Das Bild links zeigt den Auftritt der Tanzgruppe des TSV Berndorf beim Gauturntag. Fotos:  rsm

Berndorf. Eigentlich trägt diese Vereinigung den massiven Störfall schon in seinem Namen, aber der war seit der Gründung 1922 nicht eingetreten. Doch am Freitagabend kommt der Gau für den Turngau Waldeck. Nur rund 20 Menschen sitzen beim Gauturntag an den Tischen.

Die große Leere in dem Nebenraum der Berndorfer Mehrzweckhalle drückt auch bei den wenigen Anwesenden auf die gute Stimmung. Wo sind die anderen? Von den 71 Mitgliedsvereinen des Turngaus Waldeck waren Vertreter aus nur zehn Vereinen anwesend. „Wenn nicht mehr das Interesse für uns da ist, müssen wir uns fragen, ob der Turngau überhaupt noch gewollt ist“, sagte der Vorsitzende Hartmut Schmidtke.

Und nachdem Marion Agel-Knippschild, Beauftragte für Aus- und Fortbildung Gesundheitsport darauf hinwies, dass die Vereine die vom Turngau veranstalteten Fortbildungslehrgänge für ihre Übungsleiter weiterhin gut annähmen, wurde der Vorsitzende deutlich: „Man kann nicht immer nur nehmen, man muss auch geben.“ Da war schon auch Mitgefühl für den Vorstand da, denn das Unheil setzte sich bei der Wahl für einen Teil des Vorstandes fort. Kassenwartin Edeltraut Günther kündigte an, dass sie nur noch für ein Jahr ihr Amt ausüben werde. Sie bleibt nach dem Ausscheiden von Iris Tschirpke ohne Vertreterin, denn es stellte sich dafür niemand zur Wahl.

Kooperationen denkbar

Das gilt auch für das Amt der Schriftführerin, das die entschuldigte nicht anwesende Stefanie Emde weiterhin allein ausüben wird. Keine Kandidaten fanden sich ebenfalls für die Arbeitsfelder „Freizeit und Gesundheit“ und „Kinder, Jugend- und Gruppenarbeit“, die bisher von Marianne Becker und Birgit Kleinschmidt besetzt waren. Beide stellten sich nicht mehr zur Wahl.

Er habe im Vorfeld des Gauturntages einige Gespräche geführt, aber leider niemanden gefunden, der mitarbeiten möchte, beteuerte Schmidtke nach der Sitzung. „Wir werden jetzt natürlich weitersuchen.“ Vielleicht müsse man auch neue Wege gehen, betont der Vorsitzende. Er könne sich etwa Kooperationen mit Nachbar-Turngauen vorstellen, aber auch vermehrt die projektbezogene Mitarbeit.

Die vergebliche Personalsuche war damit aber noch nicht beendet. Da auch Marc Köcher und Thomas Westermann dem Turngau den Rücken gekehrt haben, fehlen nun Computerfachleute, die nicht nur die Homepage im Internet auf dem aktuellen Stand halten, sondern auch bei Wettkämpfen als Zeitnehmer, Urkundendrucker und sonstige Datensammler agieren. Auch diese Posten blieben nach dem Gauturntag unbesetzt.

„Hier müssen wird dringend einen Mitarbeiter finden“, fordert der Vorsitzende und appelliert an die Vereine, sich auch in ihren Reihen auf die Suche zu begeben. Schmidtke ist vor allem bei dieser Personalie an einem Punkt angekommen, wo er eine Frage stellt, die aber unbeantwortet bleibt: „Wie weit lässt sich das Ehrenamt noch unentgeltlich strapazieren?

Es sei zwar beim Hessischen Turnverband im Gespräch, dass der Verband bei Computer/Internet den Turngauen unter die Arme greifen möchte, aber das könne dauern.

Die größte Gefahr bei so vielen offen Stellen ist, dass alle anderen mit ihrem Amt überlastet werden und ebenfalls aussteigen. Wenn man beiden Turn-Beauftragten Anna-Lena Steden und Caroline Bangel zuhört, sollten sie schnellsten Unterstützung bekommen.

Helfersuche für Wettkampf

Sie müssen bei einem Wettkampf die Alleskönner sein: Sie organisieren, leisten die Schreibarbeit, müssen sich um Urkunden und Medaillen kümmern und auch um die technische Vorbereitung. „Wir wären so froh, wenn uns bei den Wettkämpfen Leute aus den Vereinen einige Dinge abnehmen würden“, sagte Steden. „Auch Kleinigkeiten würden uns schon helfen.“

Schmidtke verzichtete auf einen Jahresrückblick und hielt stattdessen ein Plädoyer für das Ehrenamt, versah es aber auch mit dem Hinweis, dass diese freiwillige Hilfe stets dem Zeitgeist angepasst werden müsse. Das stehe aber in vielen Vereinen noch aus.

Teamarbeit mit Leichtathletik verstärken

Die Leichtathletik könnte einigen Turngau-Veranstaltungen wieder mehr auf die Beine helfen. Nachdem der Laufcup das Ettelsbergfest bereichert habe, ging Schmidtke auf den Vorschlag von Hans-Friedrich Kubat (TV Marienhagen) ein, die Turner sollten sich noch mehr mit den Leichtathleten zusammenschließen. So könnte der gut laufende Sparkassen-Grand-Prix in der Kinderleichtathletik einen Wettkampf beim Gauturnfest absolvieren.

„Wir hatten auch schon diese Idee“, antwortete Schmidtke, „ein Gespräch beim Hessischen Turnverband ergab allerdings, dass es für diesen Plan in diesem Jahr zu spät ist, aber 2018 sollte das klappen.“

Turnfest ohne Leichtathleten

Allerdings wird das diesjährige Gauturnfest in Massenhausen nur mit Turnern und ohne Leichtathleten stattfinden. Das liege einerseits an den Bedingungen in Massenhausen, erklärte Schmidtke, andererseits nehme aber kaum ein Leichtathletik-Veranstalter Rücksicht auf den Termin des Gauturnfestes. Das zerreiße jedes Mal das Feld der Leichtathleten.

Der Vorsitzende hat auch eine Teilerklärung, warum nicht mehr Vereine zum Gauturntag erschienen sind. „Wir bekommen immer wieder mit, dass einerseits unsere Einladung nicht weitergeleitet wird, andererseits erreicht sie die falschen Leute, die dieses Amt nicht mehr innehaben, aber der Verein teilt uns das nicht mit.“

Hessentag: Keine Sportwoche

Die kleine Tanzgruppe des TSV Berndorf unter der Leitung von Manuela Tenge brachte mit ihrem Auftritt wieder etwas Stimmung in den Gauturntag. Positives verkündete auch der Kreisportvorsitzende Uwe Steuber, der auf die neu eingerichtete Halbtagsstelle ab Mai im Sportkreis-Büro hinwies. Die Hauptaufgabe von Julia Seibel werde die Vereinsberatung sein. Steuber schaute schon ein Jahr weiter zum Hessentag in Korbach. „Es wird diesmal keine Sportwoche geben, sondern wir und die Vereine können uns nur drei Tage präsentieren. “

Der HTV-Ehrenvorsitzende Rolf Dieter Beinhoff überbrachte Grüße aus Frankfurt, fand aber keine Worte für die schwierige Situation des Turngau. Dagegen schloss Schmidtke diesen Gauturntag mit dem warnenden Hinweis: „Es muss etwas passieren, sonst schafft es der Turngau nicht mehr, im Jahr 2022 seinen 100. Geburtstag zu feiern.“ (rsm)

Quelle

Waldeckische Landeszeitung

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV 1850/09 Korbach e. V. Sportredaktion: Gerhard Menkel (Leiter), Manfred Niemeier, Werner Spitzkopf, Jürgen Heide, Reinhard Schmidt und Dirk Schäfer.

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